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Info 450

Appell an Gemeinsamkeit Teil 2

9. April 2020

Liebe Musikschulleitungen und Dienstgeber!

Beunruhigte Kollegen haben mich um Hilfe ersucht - scheinbar planen einzelne Musikschulen, verfrüht wieder zu öffnen. Ich kann nur an alle appellieren: Bitte überstürzen Sie nichts! Es gibt bisher keinen Erlass des zuständigen Ministeriums für den Unterrichtsbeginn in den Pflichtschulen, nach denen sich die meisten Musikschul-Statuten richten. Warten wir die weitere Entwicklung und überregionale Empfehlungen ab und finden wir gemeinsam eine einheitliche Lösung!

Im Musikschulbereich sind die gebotenen Vorsichtsmaßnahmen nicht oder nur unzureichend umsetzbar:

  • Blas- und Gesangsunterricht lässt sich nicht mit Mundschutz abhalten
  • Offene Fenster führen zu Lärmbelästigung
  • Permanente Desinfektion (Klaviertasten, WC, Türklinken, ...) ist unmöglich
  • Viele räumliche Verhältnisse lassen die erforderliche Distanz nicht zu
  • Kinder lassen sich nicht einfach "auf Abstand halten"

Nehmen Sie Ihre Fürsorgepflicht und Verantwortung nicht nur Ihren Mitarbeitern sondern auch den uns anvertrauten Schülern und ihren Familien gegenüber wahr und zeigen Sie Solidarität mit den höher gefährdeten älteren und schwächeren Mitgliedern unserer Gesellschaft!

Die Zahl der infizierten Personen nimmt stetig zu, es gilt den Erfolg der sich abflachenden Kurve fortzusetzen. Das lässt sich nur mit fortwährender sozialer Distanz und Vorsicht erreichen. Die momentane Situation ist mit Schwierigkeiten und Entbehrungen verbunden, auch wenn wir viele neue Wege gefunden haben, damit umzugehen. Setzen wir das bisher Erreichte nicht durch übereilte Stressreaktionen leichtsinnig aufs Spiel und riskieren damit die realistische Gefahr einer zweite Welle!

Daten und Karten (ORF): https://orf.at/corona/stories/3157533
Amtliches Dashboard: https://info.gesundheitsministerium.at

Anmeldungen

Bitte überdenken Sie außerdem Ihre Anmeldebestimmungen fürs nächste Schuljahr und ziehen Sie folgende Vorschläge in Erwägung (wo derzeit noch nicht möglich / vorhanden):

  1. Online-Anmeldungen einrichten
  2. Sozialtarife einführen
  3. Anmeldefristen verlängern: z.B. bis Mitte September Anmeldungen nur unverbindlich / ohne Stornogebühren

Dadurch würde jenen Familien, die jetzt vielleicht sicherheitshalber keine Anmeldung abgeben möchten, weil sie nicht wissen, wie sich ihre budgetären Möglichkeiten weiterentwickeln, der Stress genommen werden. Umgekehrt hilft es ja auch nichts, wenn sich alle Schüler, deren Familien potentielle finanzielle Engpässe derzeit vielleicht eher unterschätzen, im Herbst wieder abmelden.

Dokumentation

Bitte übertreiben Sie es nicht mit Forderungen nach allzu detaillierter Dokumentation und vor allem fordern Sie nicht im Nachhinein Daten, die sich nicht mehr rekonstruieren lassen! Digitale Lehrmittel zu recherchieren und einzurichten, Materialien zu übermitteln und technische Probleme zu beheben, verschlingt unheimlich viel Zeit. Hinzu kommen vor allem in Familien Verpflichtungen im Haushalt und in der Kinderbetreuung. Die übrige Zeit ist überaus kostbar, wird dringend für den Kontakt mit den Schülern benötigt und sollte nicht für überbordende Dokumentationstätigkeiten verbraucht werden. Bestimmt gibt es in allen Musikschulen Unterlagen zum Eintragen der Unterrichtstermine und des Lernstoffes, die sich vielleicht mit einfachen Mitteln adaptieren lassen. Im Musikschullehrer-Forum wird in einem Beitrag (zum Thema "Fernunterricht vs Dienstrecht") diesbezüglich z.B. von einem Kürzelsystem berichtet:

https://414971.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=std_tindex&USER=user_414971&threadid=2

Unterstützen Sie Kollegen, die sich mit dem digitalen Unterrichten schwertun, und zeigen Sie all jenen Anerkennung, die sich bemühen, die Situation so gut wie möglich zu meistern!

Schulgeld

Liebe Musikschulleitungen und Sekretariatsmitarbeiter,

Ihre Funktion ist nicht einfach und derzeit bestimmt eine besondere Herausforderung. Sie sind die Schnittstelle zwischen Gemeinden, die mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen, zum Teil besorgten oder überforderten Lehrern und gestressten Eltern, die sich die Musikschule nicht mehr leisten können oder wollen. Sie sind leider diejenigen, die ihnen erklären müssen, dass

  • es eine Empfehlung der Gemeindevertreter gibt, Schulgeld nur in Härtefällen zu refundieren
  • die Musikschule kein Dienstleistungsunternehmen ist, sondern eine geförderte Bildungseinrichtung, in der die Elternbeiträge nur etwa ein Drittel der Kosten ausmachen
  • sich die Schüler für das ganze Schuljahr angemeldet haben
  • es im öffentlichen Dienst keine Kurzarbeit gibt, sondern sich nur alle bemühen können, im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterzuarbeiten
  • niemand etwas dafür kann, dass es derzeit leider keine einheitlichen, sondern nur individuelle Lösungen geben kann.

Zum Glück stehen die meisten Eltern in ihren Berufen vor ähnlichen Herausforderungen und haben Verständnis für die erschwerten Bedingungen der Tätigkeit im Homeoffice. Die meisten haben außerdem gerade jetzt die Leistungen aller Pädagogen, die an der Betreuung ihrer Kinder beteiligt sind, mehr denn je zu schätzen gelernt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zwei weitere Fragen wurden an mich herangetragen:

Datenschutz 

Ein Personalvertreter wollte wissen, welche Medien datenschutzrechtlich erlaubt sind. Da derzeit die ganze Welt auf digitale Kommunikation angewiesen ist, kristallisiert sich gerade deutlicher denn je heraus, bei welchen Anbietern es datenschutzrechtliche Probleme gibt. Beliebte Messenger- und Videotelefonie-Dienste großer amerikanischer Anbieter wie WhatsApp, Skype, Zoom und ähnliche haben sich beispielsweise als hochgradig bedenklich herausgestellt. Gerade als Pädagogen sollten wir die Verwendung dieser Services grundsätzlich dringend hinterfragen. In der jetzigen Krisenzeit steht jedoch im Vordergrund, ob und wie wir unsere Schüler überhaupt oder am besten erreichen können. Daher haben die meisten Kollegen auf bewährte Kanäle zurückgegriffen. Wer nach Alternativen sucht, findet im Forum jede Menge Informationen und Tipps zu dem Thema (unter "eLearning Erfahrungsaustausch"):

https://414971.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=std_tindex&USER=user_414971&threadid=1172437975

Pendlerpauschale

Eine Frage aus einem 'Leserbrief' hat sich auf die Pendlerpauschale bezogen, an die ja auch unser Fahrtkostenzuschuss gekoppelt ist. Laut folgender ORF-Meldung bleibt die Zahlung trotz Homeoffice aufrecht:
https://orf.at/stories/3160267/

Mit freundlichen Grüßen,
Martina Glatz
(Musikschulausschuss Younion NÖ)

--

Infonetzwerk NÖ Musikschullehrer/innen
www.noe-musikschulinfo.net
noe-mslehrer@gmx.at

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