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Info 453

COvisuell Nr. 3, Einschulung für Konferenzen über Videotelefonie, keine voreiligen Musikschulöffnungen!

26. April 2020

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

da die Nachricht sehr lang geworden ist, hier die Kurzfassung:

Allen verantwortungsbewussten und vorausschauenden Verantwortlichen ist großer Dank und tiefe Anerkennung auszusprechen!
Leider gibt es auch Negatives zu berichten, von Bestrebungen, die Schulöffnungen in erster Linie schnell zu erreichen, gegen die wir mit allen Mitteln vorgehen werden!
Die Sorge um Arbeitsplätze darf niemals gegen die Gesundheit ausgespielt werden. Deshalb: Wer von fahrlässigen, übereilten Maßnahmen betroffen ist und Unterstützung braucht – bitte melden!

Bitte um Beteiligung an der Diskussion möglicher Rückkehr-Szenarien im Musikschullehrer-Forum:
https://414971.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=std_tindex&USER=user_414971&threadid=2

Einladung zu einer Live-Präsentation von Lukas Schönsgibl auf YouTube für Online-Konferenzen per Jitsi:
Freitag, 1. Mai 2020, 19:00 Uhr - YouTube-Link folgt am kommenden Donnerstag

COvisuell Humorvolles wie immer von Jan Daxner im Anhang - diese Woche zum Thema:
Wo üben Musikschullehrer mit Familien im Homeoffice?
BILD 3a (Bettdecke) | BILD 3b (Kasten) | BILD 3c (Keller)

* * * * *

Liebe Kolleginnen und Kollegen, danke für euren tollen Einsatz in unser aller Interesse! Wir können stolz darauf sein, wie erfolgreich wir diese Krise mehr oder weniger auf uns allein gestellt meistern!

Liebe Musikschulleitungen und Schulerhalter, vielen Dank all jenen, die ihre Lehrkräfte unterstützen und deren Bemühungen wertschätzen, die mit Informationsschreiben an die Eltern rechtzeitig Unstimmigkeiten aufgrund von Schulgeldvorschreibungen vorgebeugt haben, und die ihre Verantwortung für ihre Mitarbeiter, unsere Schüler und die Gesellschaft wahrnehmen!

Leider funktioniert dieser Zusammenhalt nicht überall: Einzelne Dienstgeber glauben tatsächlich, es käme bei den Eltern gut an, die Musikschulen bereits Anfang Mai aufzumachen - noch bevor der Unterricht in den Schulen wieder aufgenommen wird.

  1. steht das in Widerspruch zu der landesweiten, ausdrücklichen und eindringlichen Vorgabe der NÖ Gemeindevertreterverbände, nicht vor Mitte Mai zu öffnen, die Anfang April an alle Musikschulen ausgeschickt wurde und nach wie vor unvermindert Gültigkeit hat,
  2. steht das in Widerspruch zu den Verordnungen des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der laut § 23 Privatschulgesetz auch für die Musikschulen die Oberbehörde der zuständigen Schulbehörde ist (https://orf.at/stories/3163122)
  3. steht das mit Sicherheit in Widerspruch zu ihren eigenen Musikschul-Statuten, die sich hinsichtlich der Unterrichtszeit fast alle an den Pflichtschulen orientieren, und
  4. wird eine verfrühte Wiederaufnahme des Unterrichts vor Ort von vielen Eltern als verantwortungslos empfunden werden - was mitunter größeren Schaden in der Wahrnehmung der Musikschule in der Öffentlichkeit anrichten kann als einzelne Eltern, die mit dem angebotenen Fernunterricht womöglich unzufrieden oder überfordert sind. (Laut einer Umfrage befürworten nur die Hälfte der Eltern die allgemeine Schulöffnung ab 18. Mai: https://orf.at/stories/3163270)

Das Musik & Kunst Schulen Management arbeitet an Konzepten für eine stufenweise Rückkehr zum Musikschulbetrieb und bemüht sich um eine geschlossene und positive Darstellung des NÖ Musikschulwesens in der Presse: https://noe.orf.at/stories/3045700
Ich weiß diese Öffentlichkeitsarbeit als Interessenvertreterin sehr zu schätzen. Da der Bedienstetenschutz einer meiner wichtigsten Aufgaben ist, werde ich jedoch nicht davor zurückschrecken, wenn es notwendig ist, auch negative Beispiele in die Medien zu bringen. Denn Musikschullehrer, die sich Sorgen um ihre eigene Gesundheit oder um das Leben ihrer Angehörigen machen, mit der Angst um ihre Stunden und Arbeitsplätze unter Druck zu setzen, und ihre berechtigten Bedenken mit zynischen Bemerkungen wie "Hast leicht Angst?" abzutun, ist unterste Schublade.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte meldet euch, wenn euch eure Gemeinden oder Verbände übereilt in die Musikschule schicken wollen!
Dass ihr eure eigenen Geräte und Datenvolumen im Homeoffice als Lehrmittel benutzt, ist wie gesagt eine Ausnahme! Der Dienstgeber darf keinesfalls verlangen, private Handys, Tablets, Internetverbindungen oder ähnliches für einen Fernunterricht aus den Räumen der Musikschule zu verwenden - für Schüler, deren Eltern ihre Kinder zuhause lassen wollen oder müssen.
Krankmeldungen sind immer noch telefonisch möglich:
https://www.gesundheitskasse.at/cdscontent/?contentid=10007.858197&portal=oegkportal
Risikogruppen werden voraussichtlich kommende Woche eine Information erhalten und können sich ab 4. Mai 2020 ein Attest von ihrem behandelnden Arzt ausstellen lassen, damit sie im Homeoffice weiterarbeiten können.

Wie bereits ausgeführt, leiden wir normalerweise darunter, dass uns vermittelt wird, der Musikunterricht sei ein entbehrlicher Luxus, dessen Daseinsberechtigung hauptsächlich darin bestehe, die 'Soft Skills' unserer Schüler zu trainieren, damit sie anschließend besser in Mathe sind... Angesichts dessen erscheint es geradezu absurd, ausgerechnet Musikschullehrer und ihre Schüler als Erste unnötigen Ansteckungsgefahren auszusetzen - zumal es tatsächlich nicht nur hinsichtlich der Priorität wesentliche Unterschiede zu anderen Berufsgruppen gibt. Halten wir uns vor Augen, dass viele Mitbürger ihre Arbeit verloren haben und viele Betriebe am Rand ihrer Existenz stehen, um im Interesse der Allgemeinheit die Entwicklung der Corona-Pandemie einzudämmen. Untergraben wir die Opfer, die sie bringen, nicht durch unnötige Verstöße gegen das nach wie vor oberste Gebot der sozialen Distanz!

  • In Betrieben geht es um's wirtschaftliche Überleben - im Musikschulwesen nicht.
  • Beim Druck auf die Schulen spielt die Kinderbetreuung eine wesentliche Rolle - im Musikschulbetrieb angesichts maximal 50minütiger Einheiten wohl eher eine untergeordnete.
  • Friseure können ihren Kunden nicht übers Telefon oder Internet die Haare schneiden - wir haben mehrheitlich unter Beweis gestellt, dass wir unsere Schüler von zuhause betreuen.
  • Verkäufer können Abstand halten und sind durch Maskenpflicht und Plexiglaswände bis zu einem gewissen Grad geschützt - viele Musikschullehrer nicht. (Hier eine Video, das die Ausbreitung der Tröpfchen beim Niesen zeigt: https://edhub.ama-assn.org/jn-learning/video-player/18357411 - Wie die Aerosol-Wolken wohl bei Spielen von Blasinstrumenten oder beim Singen aussehen?)
  • Die Matura ist Voraussetzung für viele Studien und eine wichtige Grundlage für den beruflichen Lebensweg - eine Übertrittsprüfung an der Musikschule wird nirgends angerechnet. (Sogar bei der Matura wird die Hälfte erlassen, sämtliche Schularbeiten werden abgesagt und dafür andere Leistungen angerechnet - während Übertrittsprüfungen auch mit Videoaufnahmen abgelegt werden könnten...)

Das Abhalten von Übertrittsprüfungen in Zeiten einer Pandemie zu überlegen, in der schon jede weitere Infektion einen neuerlichen Flächenbrand auslösen kann, darf zum jetzigen Zeitpunkt keine Priorität sein!

Auch bei Musikschul-Konferenzen gibt es keine Themen, die nicht ebensogut schriftlich kommuniziert oder per Videokonferenz abgehandelt werden könnten! Es gibt verschiedenste Videotelefonie-Anbieter, die Videokonferenzen auch für größere Gruppen ermöglichen. Selbstverständlich ist die Qualität der Verbindung unter anderem von den Endgeräten und Leitungen der einzelnen Teilnehmer abhängig. Um die Registrierung, das Einrichten des Meetings, das Verschicken der Einladungen usw. zu erklären, bietet der St. Pöltener Kollege Lukas Schönsgibl freundlicherweise allen Interessenten eine Live-Präsentation auf YouTube für das Videotelefonie-Tool Jitsi an (eine von Datenschützern empfohlene, quellcodeoffene open source Anwendung).

Präsentation Lukas Schönsgibl jitsi.org
Freitag, 1. Mai 2020, 19:00 Uhr
YouTube-Link folgt zeitgerecht

Bei der Planung der Rückkehr in den Unterricht vor Ort müssen Fragen nach Sicherheit, Gesundheit und Achtsamkeit im Vordergrund stehen. Es ist wichtig, rechtzeitige Vorkehrungen zum Schutz der Lehrkräfte, Schüler und Eltern zu treffen:

  • Desinfektionsmittel, Masken und andere Schutzvorrichtungen besorgen *
  • Plexiglaswände anschaffen und deren Aufstellung planen *
  • Reinigungskräfte für die regelmäßige Desinfektion der Sanitärräume organisieren *
  • Lösungen für kleine Räumlichkeiten finden und mit den Kollegen besprechen
  • Personalvertretung in alle geplanten Maßnahmen einbinden °
  • Informationen für Eltern vorbereiten, ihre Kinder nicht krank in die Musikschule zu schicken

Apropos: Ist euch das auch aufgefallen? Viele Kollegen berichten, dass von ihren Schülern, seit alle zuhause sind, kein einziger auch nur verkühlt war. Desinfektionsmittelspender an allen Klassentüren (vor Räumen, in denen es keine Waschbecken mit Seife gibt) und Plexiglaswände dienen demnach nicht nur dem Schutz der Bediensteten und Schüler in Covid-19-Zeiten, sondern sind Investitionen in die Zukunft, denn sie werden auch in der jährlichen Grippesaison helfen, viele Ansteckungen und Krankenstände zu verhindern und sich dadurch Unannehmlichkeiten und Geld zu ersparen.

° In folgenden Angelegenheiten ist in Verhandlungen das Einvernehmen mit der Personalvertretung anzustreben, wobei auch der Personalvertretung das Recht zusteht, derartige Anträge beim Dienstgeber einzubringen: [...] Einführung neuer Arbeitsmethoden, Änderung in der Gestaltung der Arbeit und der Arbeitsplätze
(NÖ Gemeinde-Personalvertretungsgesetz § 25 Abs. 2 lit.b:
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Landesnormen/LNO40003227/LNO40003227.html )

* Die Kosten für die Sicherheits-, Hygiene- und Gesundheitsschutzmaßnahmen dürfen auf keinen Fall zu Lasten der Bediensteten gehen.
(NÖ Bediensteten-Schutzgesetz 1998 § 3 Abs. 1:
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Landesnormen/LNO40002792/LNO40002792.html)

Das Musik & Kunst Schulen Management arbeitet derzeit, wie gesagt, an Richtlinien für eine vernünftige Umsetzung der Schutzbestimmungen in der Musikschulpraxis. Die Voraussetzungen sind je nach Raum, Unterrichtsfach und Unterrichtsform leider sehr unterschiedlich. Was müsste in euren Musikschulen für einen Wiedereinstieg organisiert, umgebaut und umgeplant werden? Bitte um Diskussion im Musikschullehrer-Forum unter:
https://414971.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=std_tindex&USER=user_414971&threadid=2

Mit freundlichen Grüßen,

Martina Glatz
+43 664 6145370
martina.isabel.glatz@gmail.com

--

Infonetzwerk NÖ Musikschullehrer/innen
www.noe-musikschulinfo.net
noe-mslehrer@gmx.at

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