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Info 315

Leserbrief zum Lehrernewsletter 10/2015

26. Nov. 2015

Liebe KollegInnen,

die Rubrik "Wussten Sie, dass..." im Lehrernewsletter 10/2015 hat für einige Aufregung gesorgt. Dem Infonetzwerk wurde das folgende Schreiben zugestellt, mit der Bitte, es anonymisiert an die Musikschulmanagement GmbH weiterzuleiten. Dem Wunsch des Kollegen, die Stellungnahme dem nächsten Lehrernewsletter als Leserbrief hinzuzufügen, wurde leider nicht entsprochen. Darum kommt nun das Infonetzwerk seiner Bitte um Veröffentlichung nach:

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Wertes Informationsnetzwerk!

Ich ersuche Sie sehr, meine Zeilen anonymisiert dem Verfasser oder Verantwortlichen des derzeitigen Lehrernewsletters weiterzuleiten. Mir ist klar, dass eine anonyme Weiterleitung kein Verhalten ist, das eine offene Diskussion fördert. Andererseits habe ich leider das Vertrauen in die Fairness verloren und möchte mich auf diese Weise schützen.

„Wussten Sie, dass eine Studie besagt, dass KünstlerInnen zufriedener sind, je mehr Stunden sie pro Woche arbeiten?...

Dieser Absatz hat in meinem Musikschulumfeld für viel Verärgerung gesorgt. Es wird von vielen als zynisch gesehen. Es ist unklar, was damit ausgedrückt hätte werden sollen!

Erstens ist unsere Arbeit im pädagogischen Betätigungsfeld und unterscheidet sich – auch wenn wir noch regelmäßig auftreten – stark von Menschen, die von ihrer künstlerischen Arbeit leben. Würden Künstler, die das Glück und das Durchhaltevermögen haben, um von der Malerei, der Bildhauerei,… leben zu können ihre Arbeit mit der eines Gymnasiallehrers für Werken vergleichen? Würde ein Opernsänger seine Arbeit mit der eines Volksschullehrers vergleichen, der den Schulchor leitet? Würde ein Pianist, der von seiner (vielleicht weltweiten) Konzerttätigkeit leben kann, seine Arbeit mit der eines nö. Musikschullehrers vergleichen? Aus praktischer Erfahrung und dem Austausch mit Menschen, die von Beruf Künstler sind, kann ich das entschieden und zu 100 % verneinen! Ein interessantes Detail am Rande: viele dieser Menschen würden sogar sofort ihren Beruf wechseln, wenn sie nicht mehr von ihrer künstlerischen Tätigkeit leben könnten – sie lehnen es strikt ab, in die Basislehrtätigkeit zu gehen (die universitäre Lehre ist wieder ein anderes Kapitel).

Folgt man den Angaben der zugrunde liegenden Studie, findet sich im Internet eine Pressemitteilung. Nun wird klar, dass der Satz aus dem Zusammenhang gerissen wurde, was den zynischen Beigeschmack erzeugt hat. Es steht sinngemäß: Wesentlich ist dabei, dass die Zufriedenheit vor allem daran liegt, dass die Künstler ihre Arbeit als besonders selbst bestimmt und vielseitig empfinden.

Daraus ergibt sich wohl eindeutig, dass z.B. die Zufriedenheit eines Musikers  in der Selbstbestimmung, in der Vielseitigkeit, in der künstlerischen Tätigkeit U N D in ausreichenden Auftrittsmöglichkeiten liegen könnten. Keinesfalls ist damit gemeint, dass die Zufriedenheit durch weniger Bezahlung und mehr Arbeit entsteht, wie im Newsletter fälschlich vermittelt wird. Denn vom Schnuppern der Künstlerluft lässt sich leider weder die Miete noch die Supermarktrechnung bezahlen!

Ein enttäuschter Lehrer


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Das vollständige Zitat aus dem Lehrernewsletter lautet:

     Wussten Sie, dass... eine Studie besagt, dass KünstlerInnen zufriedener sind, je mehr Stunden sie pro Woche arbeiten? „Künstler ziehen aus der Tätigkeit selbst einen viel größeren Nutzen als aus dem Geld, das sie damit verdienen“, sagt Lasse Steiner, einer der Autoren der SOEP Studie.
     Auch wenn dies vielleicht nicht uneingeschränkt auf die künstlerische Lehrtätigkeit umgelegt werden kann, kommt hier auch noch das Bewusstsein um den Sinn und Wert des Musikschulunterrichts für die Kinder und Jugendlichen dazu - und damit können wir auf jeden Fall zufrieden sein!


Im Musikschullehrer-Forum wurde darüber unter dem Titel "Arbeitsplatz(un)zufriedenheit" diskutiert:
http://414971.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=std_tindex&threadid=2&USER=user_414971

MfG Katharina Rosenberger

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Infonetzwerk NÖ Musikschullehrer/innen
www.noe-musikschulinfo.net
noe-mslehrer@gmx.at

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